Kinder mit Dyskalkulie zeigen kein spezifisches kognitives Profil

Marije D.E. Huijsmans, Tijs Kleemans und Evelyn H. Kroesbergen aus den Niederlanden wollten wissen, hinsichtlich welcher kognitiver Faktoren sich Kinder mit Dyskalkulie (mathematical learning difficulties, MLD) von Kindern ohne Schwierigkeiten im Bereich Mathematik unterscheiden. Ihre Studie veröffentlichten sie in der Zeitschrift Journal of Experimental Child Psychology.

An der Studie nahmen 60 Kinder mit MLD und 216 Kontrollkinder ohne Probleme in Mathematik teil. Die Kinder wurden Mitte der vierten Klasse, Anfang der fünften Klasse und am Ende der fünften Klasse untersucht. Erhoben wurde das Zahlen- und Mengenverständnis (number sense), die phonologische Bewusstheit, das Arbeitsgedächtnis, die Benennungsgeschwindigkeit und das verbale Schlussfolgern. Die entsprechenden Tests wurden zu allen drei Zeitpunkten durchgeführt. Zur Feststellung der MLD absolvierten die Kinder einen Mathematiktest.

Die Kinder mit MLD wurden hinsichtlich ihrer mathematischen Leistungen weiter unterteilt, nämlich in eine Gruppe mit weniger starker Symptomatik und eine Gruppe mit Kindern mit ausgeprägterer Symptomatik unterteilt.

Bezüglich der kognitiven Fertigkeiten zeigte sich zwischen den Kindern mit MLD und den Kontrollkindern nur beim verbalen Schlussfolgern ein statistisch signifikanter Unterschied.. Hier waren die Leistungen der Kinder mit MLD schwächer, lagen aber noch im Normalbereich. Wichtig: Es zeigten sich keine Unterschiede beim Zahlen- und Mengenverständnis, beim Arbeitsgedächtnis, bei der phonologischen Bewusstheit und bei der Benennungsgeschwindigkeit, die die unterschiedlichen Leistungen dieser beiden Gruppen im Mathematiktest erklären könnten. Arbeitsgedächtnis, phonologische Bewusstheit und RAN spielen normalerweise in der Ätiologieforschung der Dyskalkulie eine gewichtige Rolle.

Auch die differenzierte Betrachtung der Kinder mit MLD hinsichtlich ihres Schweregrades zeigte keine spezifischen Unterschiede bei den gemessenen kognitiven Faktoren.

Huijsmans et al. schließen aus ihren Ergebnissen, dass sich Kinder mit Dyskalkulie nur auf Basis ihrer mathematischen Leistungen von Kontrollkindern unterscheiden. Eine Einteilung in Gruppen auf Basis der kognitiven Faktoren war nicht möglich.

Huijsmans, M.D.E., Kleemans, T. & Kroesbergen, E.H. (2022). The cognitive profiles for different samples of mathematical learning difficulties and their similarity to typical development: Evidence from a longitudinal study. Journal of Experimental Child Psychology, 214, Article 105288.