FRESCH steht für Freiburger Rechtschreibschule und ist eine Therapiemethode für Kinder mit LRS, die von Lehrern entwickelt wurde und zahlreiche Publikationen von Trainingsmaterialien nach sich zog. Obwohl das FRESCH-Konzept eher unscharf definiert ist, findet man hier zahlreiche Übungen zum synchronen Sprechschreiben und zum Silbenansatz. Weitere Techniken die den Kindern vermittelt werden, sind das Ableiten (bei Wörtern mit ä) oder Verlängern, um z.B. herauszufinden ob Wörter am Wortende mit d oder t geschrieben werden. Es handelt sich also um altbekannte und bewährte Strategien der LRS-Therapie.
Ganz interessant ist die Einteilung der Trainingsbereiche nach den Lösungsstrategien und nicht nach den einzelnen Fehlerbereichen der LRS. Die FRESCH-Methode unterscheidet stattdessen, nach Wörtern, die man durch Silbenschwingen richtig schreibt (z.B. Trom-pe-te), nach Wörtern, die man durch “Längermachen” richtig schreibt (z.B. Mund – Münder), nach Wörtern, die man durch Ableiten richtig schreibt (Bäcker – backen) und nach Wörtern, die man sich merken muss (z. B. Wörter mit Dehnungs-h). Für jede Strategie (Silbenschwingen, Längermachen, Ableiten und Merken) gibt es ein eigenes grafisches Symbol. Sicherlich kein schlechter Ansatz, damit der Klient den Überblick über seine Lösungsstrategien nicht verliert.
Hier soll nun ein Trainingsbuch zur FRESCH-Methode vorgestellt werden, nämlich “Übungen & Strategien für LRS-Kinder – Band 3″ für die Klasse 2 bis 4 von Bettina Rinderle, das im AOL Verlag erschienen ist. Bettina Rinderle war lange Jahre Beratungslehrerin, führte Lehrerseminare durch und hat zahlreiche weitere Publikationen zur FRESCH-Methode publiziert. Eine einfache Suche bei Amazon brachte über 20 Publikationstitel der Autorin alleine zur FRESCH-Methode zu Tage.
Das vorliegende Trainingsbuch umfasst 96 Seiten im DIN-A4- Format und wurde als Kopiervorlage für den eigenen Gebrauch konzipiert. In erster Linie wurde das Trainingsbuch für Lehrerinnen und Lehrer entwickelt, da die Einführung mit dem Begriff Lehrerhinweise überschrieben ist. Hier wird kurz und kompakt darauf hingewiesen, dass der Grundwortschatz, der in diesem Buch geübt wird, den vier Gruppen Silbenschwingen, Längermachen, Ableiten und Merken zugeordnet wird, wobei das Training auch in dieser Reihenfolge erfolgen sollte. Rinderle weist noch einmal darauf hin, dass die einzelnen Übungsbereiche nicht miteinander vermischt sind. Lautgetreue Wörter, die der Gruppe Silbenschwingen zugeordnet werden, beinhalten also keine weiteren Hindernisse wie z.B. das Dehnungs-h. Ein solches Wort würde im FRESCH-Konzept dann in dem Kapitel “Merken” trainiert.
Weitere Anleitungen bzw. theoretische Einführungen finden sich nicht. Was aber auch nicht nötig ist, da die Übungsblätter bzw. Übungen und Spiele selbsterklärend sind. Der Schüler wird hier direkt angesprochen, ganz so, als ob er ein Selbststudium durchführen würde. Externes Lob sollte jedoch nach Rinderle durch die Eltern und Lehrer erfolgen. Die Kinder werden von daher auf den ersten Seite direkt aufgefordert, die bearbeiteten Übungsblätter auch den Eltern und Lehrern vorzulegen. Durch das Training führen zwei sympathische Figuren namens Max und Minka, die in der Regel auf jedem zweiten Arbeitsblatt auftauchen. Weiterhin befinden sich unten auf jeder Seite zwei Skalen zur Selbstbeurteilung. Auf der einen Skala soll eingeschätzt werden, ob die Übung als einfach, mittel oder schwer empfunden wurde und auf der Spaß-Skala kann eingetragen werden, wie viel Freude einem die Übung gemacht hat (Skala von 1 bis 10).
Im ersten Trainingsbereich wird auf 36 Seiten die Silbenstrategie den Kindern näher gebracht und intensiv geübt. Silben sollen hier geschwungen und Silbenbögen unter die Wörter gemalt werden. Insgesamt wird dieser Bereich mit sehr vielen und abwechslungsreichen schriftlichen Übungen intensiv eingeübt. Der nächste Bereich widmet sich der Strategie der Verlängerung. Hier werden die Fehlerbereiche d/t am Wortende behandelt, aber auch das stumme h z.B. in dem Wort Kuh, das durch Verlängern zum stimmhaften h wird und Teile der Mitlautverdopplung (z.B. Griff – Griffe). Der Verlängerungsstrategie folgt die Strategie des Ableitens. Hier werden auf 10 Seiten das ä und das äu behandelt.
Zum Schluss des Trainingsbandes findet sich noch auf 16 Seiten der Bereich der Merkwörter. Dort werden der Bereich der S-Schreibung behandelt, das Dehnungs-h, Wörter mit v, der Bereich der Dehnung durch Verdopplung der Vokale und das langgesprochene i ohne ie. Hier finden sich dann auch noch mal einige kleinere Regeln bzw. Hinweise wie z.B. zur Wortendung -ine oder dass nach ei, au und eu kein ss folgt.
Rinderle arbeitet in ihrem Trainingsband das FRESCH-Konzept Schwingen, Verlängern, Ableiten und Merken gut verständlich heraus, sodass auch zu erwarten ist, dass die Kinder von dem Trainingsband profitieren können. Weiterhin beeindruckt das Buch von Rinderle durch eine Fülle von spielerischen vergleichsweise kurzen Übungen. Diese können problemlos auch in der professionellen LRS-Therapie eingesetzt werden. Als Kritikpunkt kann angeführt werden, dass nur selten anspruchsvollere Übungen durchgeführt werden, bei denen das Kind selbst entscheiden muss, ob und welche Strategie durchgeführt wird. Weiterhin fehlt auch der Hinweis auf die Lernkartei für die Merkwörter, die durch bloßes Abschreiben im Rahmen der Übungen vermutlich nicht langfristig verinnerlicht werden können. Auch wurde das Buch für das Selbststudium und für den Gebrauch im Rahmen der Schule entwickelt. Entsprechend fehlen weitergehende Hinweise über zu erwartende Fortschritte bei den Kindern, wie sich diese in anderen Therapieprogrammen finden.
Ingesamt lohnt es sich, das Trainingsbuch “Übungen & Strategien für LRS-Kinder – Band 3″, näher anzuschauen, auch um sich mit dem mittlerweile recht populären FRESCH-Konzept auseinanderzusetzen. Die Übungen wurden kurzweilig konzipiert und die Kinder werden die Arbeitsblätter vermutlich motiviert bearbeiten. Das vorliegende Buch gehört sicherlich zu den gelungenen Publikationen dieser Methode.