Studie sucht nach Ursachen für geringes Hörverständnis

Das Leseverständnis ist bei Kindern mit Legasthenie häufig eingeschränkt. Auf der Suche nach den Ursachen hat sich die Forschung auf die individuellen Eigenschaften der Kinder konzentriert, wie zum Beispiel auf den Wortschatz. Kim und Petscher aus den USA wollten nun mehr über das Hörverständnis wissen und ob dieses bei Kindern mit Leseproblemen ebenfalls eingeschränkt ist. Die Forschung zu diesem Thema ist deutlich geringer.

Neben kognitiven Faktoren beim Kind, erhoben sie auch verschiedene andere Variablen, die Einfluss auf das Hörverständnis haben könnten, wie zum Beispiel die Art des Textes und die unterschiedlichen Arten der Fragestellung. Die Ergebnisse publizierten die Forscher in der Zeitschrift Annals of Dyslexia.

An der Studie nahmen 529 Kinder der zweiten Klasse teil, die im Südosten der USA lebten. Zweiundsiebzig Prozent der Kinder, die diese Grundschule besuchten, erhielten freies bzw. preisreduziertes Mittagessen. Diese Zahl gilt als Indikator für den Armutsstatus.

Das Hörverständnis wurde mit Hilfe eines Erzähltextes und eines Sachtextes gemessen. Bei den Fragen, mit dem das Hörverständnis erhoben wurde, gab es Inhaltsfragen und Schlussfolgerungsfragen, bei denen die Kinder selber Schlussfolgerungen ziehen mussten, um die Fragen richtig zu beantworten. Weiterhin wurde der Wortschatz, das grammatikalische Wissen und das Arbeitsgedächtnis der Kinder bestimmt.

Bei der Auswertung zeigte sich, dass 27 Prozent aller Kinder Schwierigkeiten beim Leseverständnis hatten. Hierfür wurde ein entsprechender Leseverständnistest durchgeführt (Kriterium PR <15). Beim Hörverständnis wurden die Fragen zu den drei Erzähltexten und den drei Sachtexten von allen Kindern zu durchschnittlich 58,7 Prozent richtig beantwortet. Es zeigte sich, dass die Leistung im Hörverständnis von der Art des Textes, der Art der Fragen und von der Leistung im Leseverständnistest abhing. So war das Hörverständnis bei Sachtexten geringer. Kinder mit geringem Leseverständnis zeigten auch schwächere Leistungen beim Hörverständnis. So lag die Wahrscheinlichkeit eine Frage richtig zu beantworten bei Kindern mit geringem Leseverständnis bei 73 Prozent, während diese bei den anderen Kindern bei 86 Prozent lag.

Weiterhin wurde eine Regressionsanalyse durchgeführt. Hier konnten insgesamt 65 % der Varianz beim Hörverständnis durch die Leistungen beim Arbeitsgedächtnis, dem grammatikalischen Wissen, dem Wortschatz und weitere kognitive Faktoren erklärt werden.

Wurde der Faktor Leseverständnisleistung dann noch hinzugenommen, erhöhte sich die aufgeklärte Varianz nicht weiter. Die Erklärung hierfür ist, dass das Leseverständnis schon durch die Faktoren Wortschatz und Arbeitsgedächtnis abgedeckt wird.

Die beiden Forscher Kim und Petscher arbeiteten heraus, dass Kinder mit geringem Leseverständnis auch Probleme beim Hörverständnis haben.

Kim, G.Y-S. & Petscher, Y. (2021). Influecnes of individual, text, and assessment factors on text/discourse comprehension in oral language (listening comprehension). Annals of Dyslexia, 71, 218-237